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Wer ist Imam?

„Imam“ ist ein arabisches Wort und bedeutet „Führungsperson“, „Verwalter“,  ber auch „Staatspräsident“. Um zwischen der politischen und der religiösen Funktion zu unterscheiden, wird dieser Begriff in den verschiedenen islamischen Kulturkreisen sehr differenziert eingesetzt. Nach islamischer Glaubenslehre war der Prophet Muhammad der erste Imam im Sinne religiöser und politischer Führung, der vom Erzengel Gabriel den Auftrag erhielt, als Imam die Gebete zu verrichten (Ibn Hisham, 1987, 278-282). Nach der Ausbreitung des Islam wurden in den jeweiligen Einflussbereichen Imame eingesetzt, die sich besonders gut auf die Kunst der Rezitierung des Korans verstanden. Aus dieser Zeit wissen wir auch, dass die Frauen von Muhammad, Salama und Aischa, als Imaminnen die Gebete für die weiblichen Mitglieder der Gemeinde verrichteten.
Bis zum Machtantritt der Abbasiden-Dynastie in Bagdad im 8. Jahrhundert war die politische und religiöse Führung in der Person des Kalifen vereint. Unter den Abbasiden wurden die beiden Ämter voneinander getrennt und die Kalifen der Abbasiden stellten ihre Tätigkeit als Moschee-Imame, die die Gebete verrichteten, ein. Zuvor wurden die Imame auch nicht staatlich besoldet, sondern übten ihre Funktion ehrenamtlich aus oder waren, unterstützt durch die Bevölkerung, an den Moscheen oder Madāris tätig. Erst unter der Abbasiden-Dynastie bezogen die Imame ein staatliches Salär.
Ungeachtet der wechselvollen Geschichte des Islam blieb der Einfluss der Imame auf die Bevölkerung ungebrochen. Daraus erklärt sich auch die große Bedeutung der Imame für die Politik. Die wechselseitige Instrumentalisierung von Politik und Imamen war stets ein fester Bestandteil der islamischen Geschichte.
Die theologischen Bücher des Islam liefern eine sehr ausführliche Beschreibung der an einen Imam gestellten Anforderungen, deren Darlegung den Rahmen dieses Beitrages freilich sprengen würde. Zu den wichtigsten zählen seine Kenntnis des Korans und seine rezitatorischen Fähigkeiten. Ein Imam soll über eine profunde Kenntnis des Korans auf Arabisch verfügen und hohe rezitatorische Qualitäten als Vorbeter haben. Darüber hinaus wird auch seine Vorbildrolle im Islam hervorgehoben, die verlangt, dass er ein Leben nach islamischer Morallehre führt.

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